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1. Die Gründung und der Anfang
- am 12. April 1985 fand die Gründungsversammlung statt,
an der 11 Personen beteiligt waren – „Verein zur
Förderung der Partnerschaft mit den Völkern der
III. Welt e.V.“, später: „Verein zur Förderung
der Partnerschaft mit den Völkern der Einen Welt e.V.“,
heute: „Haus Unterm Regenbogen – Verein Eine Welt
& Erinnerungsarbeit Herrlingen e.V.“
- am 1. Mai 1985 fand ein Eröffnungsfest im ehemaligen
„Bäderhaus“ statt. Eine Besucherwahl zum
Namen des Hauses ergab den hoffnungsvollen Titel „Haus
Unterm Regenbogen“
- die erste Veranstaltung war eine Ausstellung: „Visuelle
Lyrik“ mit Fotos von Gabor Geyer und Gedichten von Ulla
Schumann. „Gemästete Schweine-Verhungerte Menschen“
war das Thema am 12. Juni 1985 mit dem Entwicklungshelfer
Hermann Weiss. Es folgten ein Tangokurs und der erste Kontakt
zu Lothar Heusohn, der einen Vortrag hielt zu: „Nicaragua
nach dem Embargo“ (19. Juni 1985)
- ergänzt wurde die Programmarbeit durch Kinderfilmnachmittage
und Kreativkurse.
2. Von „Mütter wehrt euch!“ zu „Frauen
wehrt euch!“
-
am Muttertag, Mai 1987, fand eine sog.
Muttertagsblockade vor dem Pershing II-Depot in Mutlangen
statt, an der 50 Mütter aus dem Alb-Donau-Kreis teilnahmen
(und 2 Väter), die auch das Manöver „Carbon
Blazer“ im Wald bei Seissen störten
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Selbstbeschreibung: „Wir sind eine
Gruppe verschiedenster Frauen, die dem miserablen Zustand
der Welt nicht duldend und klagend zuschauen will, sondern
nach Kräften versucht mitzumischen.“ Und wie?
„Wir haben kein Geld und keine Macht, aber wir haben
Phantasie, unsere Utopien von einer besseren Welt, wir haben
unsere Stimme, unseren Körper und mit all dem kann
man schon ganz schön viel anfangen. Und: Wir haben
UNS!“
-
der Name ändert sich in „Frauen
wehrt euch!“, der Kern sind die Herrlinger Frauen
des „Haus Unterm Regenbogen“ (SWP 27.5.1989)
um Edith Schwarz, Ingrid Stadler, Irmtraut Giebeler, Dorit
Heim oder Rita Sedding – Frauen mit viel Phantasie
und Engagement, einem Körper, mit Stimmen und Trommeln,
die nicht zu übersehen und zu überhören waren
und sind
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Erarbeitung einer „Frauenrevue“
(Sketche für Frauen und Männer mit Humor und Verstand)
und Premiere am 30.11.1988 in der Stadthalle Blaubeuren
(mit Beifall auch“ für zwei Machos“ / SWP
2.12.88), Proteste gegen den Golfkrieg in der Hirschstraße
in Ulm, Beteiligung am Antikriegstag am 1.9.1989 und die
Ausstellung „Der alltägliche Krieg“ im
„Haus Unterm Regenbogen“ sind wichtige, viel
beachtete und erfolgreiche Aktionen der Gruppe
-
die Planung und der Bau einer Müllverbrennungsanlage
im Donautal ruft die Gruppe wieder auf den Plan im April/Mai
1990. Ein Infoabend im „Regenbogen“ und ein
Theaterstück „Einfälle statt Abfälle“
auf dem Blausteiner Wochenmarkt schaffen Öffentlichkeit
für das Thema
-
mit einer Mahnwache auf dem Blausteiner
Wochenmarkt im Januar 1991 gegen den Golfkrieg macht die
Gruppe wieder auf sich und ein brennendes Problem aufmerksam
-
im Herrlinger „Rößle“
treffen sich die Frauen wieder am 26. Mai 1992, um ein Tanztheater
zu erarbeiten, das sich mit der sog. Entdeckung Amerikas
vor 500 Jahren, beschäftigt
-
am Samstag, 26. Juni 1992 führen sie
ihr Stück (ein „Elementetanz“) auf dem
Blausteiner Wochenmarkt auf, in dem sie die Ausbeutung und
Ausrottung der Ureinwohner Südamerikas anprangern.
3. Kanto de la Tierra – Lied der Erde
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bereits 1982 gab es erste Kontakte von Ingrid
und Clemens Stadler zu Reymundo Tigre Perez, dem Initiator
und Mitbegründer dieses Zusammenschluss von Häuptlingen,
spirituellen Führern, Medizinmännern und -frauen
und Ältesten verschiedener nord- und südamerikanischer
Stämme, die für ihre kulturelle Identität
und die Verwirklichung der Menschenrechte für die amerikanischen
Ureinwohner kämpfen
-
am 16. Oktober 1986 findet eine Lesung mit
dem Leader und Lyriker Reymundo Tigre Perez im „Regenbogen“
statt
-
im Jahr 1990 gründet sich der „Freundeskreis
Kanto de la Tierra“, der die Anliegen der Indianer
ideell, politisch, organisatorisch und finanziell unterstützt
-
zu einem Hauptanliegen wird die Organisation
einer Reise von Häuptlingen, Ältesten und Medizinmännern
und –frauen nach Europa anlässlich der sog. Entdeckung
Amerikas am 12. Oktober 1492, im sog. Kolumbusjahr
-
am 30. September 1992 kommt die Delegation
nach Deutschland und bleibt bis zum 7. Oktober 1992. Sie
wohnt in ihren Zelten in Babenhausen. Das Spanische Königshaus
hatte sie empfangen, der Landrat des Alb-Donau-Kreises und
der Blausteiner Bürgermeister tun es auch. Empfang
auf der Frankfurter Buchmesse, durch den Münchener
Oberbürgermeister, durch Ivo Gönner in Ulm und
durch den Vorstand des „Haus Unterm Regenbogen“
-
es war der „Anfang einer großen
Reise“, nicht nur nach Europa, sondern zu den Problemen
und den Herzen der Ältesten und Häuptlinge von
„Kanto de la Tierra“, an der viele Menschen
engagiert teilnahmen, u.a. Karola Bloch und der Intendant
des Ulmer Theaters Pavel Fieber
-
Reymundo Tigre Perez verstirbt viel zu
früh, auch an den Spätfolgen der Haft, die er
in den USA erleiden musste für seinen Widerstand, seinen
Mut, seine Gedicht. Sein Bild hängt zur Erinnerung
an einen Unvergessenen im Vortragsraum des „Haus Unterm
Regenbogen“
-
Unterstützung bekam der Freundeskreis
über lange Zeit durch Karola Bloch, Architektin, Frau
von Ernst Bloch und moralisches Gewissen der Bundesrepublik.
Im Jahr 1990 wurde sie zum Ehrenmitglied des Vereins ernannt.
4. Tibet-Arbeitskreis und die Kailashbodi Schule
-
die politische Wende und der Fall der Mauer
machten es möglich: am 1. Mai 1991 lernten wir Sabine
und Karsten König und sie uns beim „Tag der offenen
Tür“ kennen. Zwei engagierte Menschen, die viel
und verboten gereist waren, die sich im „Neuen Forum
Jena“ in der Wendezeit engagierten und die in den
80er Jahren und im Frühjahr 1990 Tibet bereisten (für
die BILD-Zeitung wurde Karsten zum letzten DDR-Bewohner
der einen 8000er bestieg!)
-
sie brachten Bilder von ihren Reisen nach
Tibet mit, aber auch Informationen aus einem unterdrückten
Land, über das von den Chinesen das Kriegsrecht verhängt
war. Zeugnisse von den Menschen, der Landschaft und der
40jährigen Unterdrückung des Landes
-
gemeinsam mit ihnen entstand eine Fotoausstellung
„Tibet – unterdrücktes Land“ als
Wanderausstellung, die der Verein verlieh
-
Sabine König wurde Vorstandsmitglied
und der AK-Tibet gründete sich, in dem sehr engagiert
Eva Saalfrank mitarbeitete, deren Kontakte zu der Tübingerin
Bärbel Reinschmidt es zu verdanken war, dass wir uns
als Verein für eine Schule für exiltibetische
Kinder in Nord-Indien, der Kailashbodi-School, engagierten
-
Engagiert fortgesetzt wurde die Arbeit von
Eva Saalfrank und Heide Rau, nachdem die Königs in
die USA gingen
-
Der Tibet-Verein Ulm ging aus dieser Arbeit
hervor, führte aber auch zum Bruch, so dass die Arbeit
ca. 1997/1998 seitens des Vereins beendet wurde
-
Nachtrag: die Kontakte der Königs führten
auch zu einer langen tiefen Freundschaft und Partnerschaft
zwischen dem Verein und den Mitgliedern des „Neues
Forum Jena“ mit jährlichen Besuchen und gemeinsamen
Veranstaltungen: hier wuchs zusammen, was (politisch) zusammen
gehörte! Die neugeordnete Parteienlandschaft schluckte
das Neue Forum, doch bis heute gibt es Verbindungen und
Mitglieder aus Jena in unserem Verein.
5. Der AK-Landschulheime – Herrlingen als literarischer
und historischer Ort
-
als sich der Verein am 1. Mai 1985 erstmals
der Öffentlichkeit präsentierte, fand das im „Bäderhaus“
statt. Niemand wußte, auf welch geschichtsträchtigem
Boden das ehemalige Bäderhaus der AWO steht und welch
einmalige reformpädadogischen Projekte hier zwischen
1926 – 1939 beheimatet waren, aber auch welch schreckliche
Zeit das Gebäude der Erwin-Rommel-Steige 50 als Jüdisches
Zwangsaltersheim erlebt hat
-
die Hausgemeinschaft der Rommel-Steige 50
stellte dem Verein (kostenlos bis heute!) das „Bäderhaus“
für seine vielfältige Arbeit zur Verfügung
und erduldet seit 20 Jahren die Veranstaltungen, Menschen
und Feste, die das Privatgelände „heimsuchen“
-
den Beginn des „AK-Landschulheime“
kann man auf den 22. Oktober 1986 datieren, obwohl er sich
erst im Frühjahr 1987 etablierte. Luzie Schachne hatte
ein Buch geschrieben, das von Hildegard Feidel-Mertz herausgegebn
wurde, über die „Erziehung zum geistigen Widerstand
– Das jüdische Landschulheim Herrlingen –
1933 – 1939“ und stellte es an diesem Abend
in Herrlingen vor
-
mit diesem Buch, diesem Abend beginnt die
Geschichte des Vereins als Gedenkstätten- und Erinnerungsarbeit-Verein
und es gründete sich ein AK-Landschulheime, der zu
einer Geschichtswerkstatt wurde und zu dem u.a. Heinz Krus,
Ingrid Hoheisel, Dietrich Winter, Heide Wartinger, Anne
Visentin, Hansjörg Greimel, Ruth und Michael Fichtner,
Dieter Keppler und Amei Hundt gehörten
-
es beginnt aber auch die 2. Geschichte
Herrlinges: die Wiederentdeckung einer aufregenden, beispielhaften,
experimentierfreudigen, stolz-machenden aber auch tragischen
und mörderischen Zeit: die Kinderheime, beide Landschulheime,
das Leben und Wirken der Anna Essinger und Hugo Rosenthals,
das Jüdische Zwangsaltersheim, die ganze Geschichte
der „Rommelvilla“, die Gruppe 47 in Herrlingen
u.v.a.m. und die Erkenntnis, dass es 40 Jahre dauern musste,
bis das sog. Drittte Reich, mit dem Generalfeldmarschall
Rommel und den Landschulheime, dem Jüdischen Altersheim
usw. im Lokalen und im Bewusstsein ankommen konnte als Teil
der Lokal- und Heimatgeschichte
-
Kontakte zu Ehemaligen (Lehrern und Schülern)
wurden aufgenommen, die Geschichte dokumentiert, die Gemeinde
eingebunden, Veranstaltungen organisiert und schließlich
Gedenktafeln entworfen, die am 6. November 1988 unter Beteiligung
von Ehemaligen, die z.T. erstmals seit ihrer Emigration
wieder Deutschland besuchten und sich ins Gespräch
mit Deutschen einließen, enthüllt wurden
-
mit Jenny Heymann, Lehrerin im Landschulheim
und im Alter von 105 Jahren gestorben, wurde eine zweite
Frau zum Ehrenmitglied 1995 ernannt
-
der Film „Annas Kinder“ entstand,
in dem das Leben und Wirken Anna Essingers dokumentiert
wird, eine Biografie über Hugo Rosenthal wurde veröffentlicht,
der Verein dokumentierte wissenschaftliche Arbeiten, Vorträge
und persönliche Erinnerungen von Ehemaligen in seiner
Reihe „Edition Haus Unterm Regenbogen“
-
auf Betreiben von Hansjörg Greimel
wurde das ehem. Ulmer Modell, die Schulen am Kuhberg in
„Anna-Essinger-Schulen“ benannt
-
nachdem sich der Arbeitskreis auflöste,
wurde die Erinnerungsarbeit ganz zum Teil der Vereinsarbeit,
was sich auch im heutigen Namen des Vereins widerspiegelt.
Wir wurden Mitglied in der Landesarbeitsgemeinschaft der
Gedenkstätten in Baden-Württemberg (LAG) und im
letzten Jahr konnte eine Stele am Geburtshaus von Anna Essinger
eingeweiht werden
-
im neuen Wohngebiet Birkebene IV in Herrlingen
werden, auf einstimmigen Beschluß von Ortschaftsrat
und Gemeinderat, 2 Straßen nach Anna Essinger und
Hugo Rosenthal benannt werden
-
ein wohl einmaliger Versuch ist von der
Gemeinde Blaustein und dem Verein gestartet: in einer epochalen
Ausstellung, der „Sammlung Herrlingen“, sollen
alle Teile und Aspekte der Herrlinger Geschichte dokumentiert
und ausgestellt werden!
6. Projektarbeit und Eine-Welt Engagement
- In der Anfangszeit war der Eine-Welt-Laden, den wir zunächst
mit Hilfe des Ulmer Weltladen führten, an 2 Nachmittage
in der Woche geöffnet. Schnell wurde deutlich, dass die
Lage des Ladens nicht ideal war für den Verkauf
- so wurde bereits 1986 beschlossen, dass wir uns mit einem
Verkaufsstand am Blausteiner Wochenmarkt beteiligen. So wurden
die Anliegen des Vereins über die Waren, über Informationen
und Menschen, die den Marktstand betreuten, ins Bewusstsein
der Blausteiner Bevölkerung getragen. Besonder beliebt
bei den anderen Marktbeschickern: der frische Kaffee aus Nicaragua
- in Ravensburg wurde die Partner- und Vertriebsorganisation
„Dritte-Welt-Partner Ravensburg“ gegründet,
die in einer Doppelgarage begann und heute eine große
Lagerhalle als Depot benötigt. Schon bald kauften wir
dort unsere Waren ein und wurden Mitgesellschafter
- das Konzept der Oekumenischen Entwicklungs- und Kredit-Genossenschaft
(EDCS), einer genossenschaftlichen Bank, die Kredite und nicht
Almosen an Projekte und Partner in Dritt-Welt-Länder
vergibt, gefiel uns so, dass wir auch dort Anteile kauften,
die für uns Kapitalanlage und Projektunterstützung
sind (die Verzinsung des Kapitals ist jedoch so gering, dass
es kein „Kapitalismus“ ist)
- im Rahmen unserer Eine-Welt-Arbeit sind wir Mitglied in
verschiedenen Verbänden und Organisation (z.B. Kritische
Bayer-Aktionäre). Der engagiert-politische Verbund ist
der sog. BUKO,
der Bundeskongress der entwicklungspolitischen Gruppen in
Deutschland. Der BUKO etabliert und entsteht jeweils einmal
im Jahr als Kongress, an dem für den Verein Ingrid Hoheisel
und Irmtraut Giebeler in den 80er Jahren in Fulda, Frankfurt
und Köln teilnahmen und dabei den Domschatz von Fulda
stehlen wollten und in die Welt der Banken und der Banker
eintauchten
- bestimmend für unser Projektengagement ist aber die
Zusammenarbeit mit dem „Verein Städtepartnerschaft
UlmJinotega“ geworden. Erste Kontakte mit und ein Vortrag
von Lothar Heusohn gab es schon im Juni 1985. Nicaragua war
in diesen Jahren das Thema, dank der sandinistischen Revolution
und des amerikanischen Boykotts, des Bürgerkriegs, der
vielen internationalen Brigadisten und Ernesto Cardenal, dem
Dichter, Befreiungstheologen, Minister und Revolutionär
- der Städtepartnerschaftsverein gründete sich etwas
später als unser Verein, es gab und gibt viele Verbindungen
zum Lateinamerika-Komitee Ulm
- bei der Mitgliederversammlung 1987 wurde offiziell beschlossen,
dass wir uns an dem Projekt „Wohnsiedlung des Friedens“
mit der Finanzierung von 5 Häusern beteiligen
- das ist der Beginn einer 20jährigen Partnerschaft und
Freundschaft mit den Projektpartnern und den Menschen in der
Region Jinotega und im heutigen Projekt „La Cuculmeca“,
die sich besonders nach den verheerenden Folgen des Wirbelsturms
„Mitch“ bewährt hat, deren Besonderheit aber
in der Kontinuität und Verlässlichkeit liegt
- nach den Häusern für Wanderarbeiter kam die Unterstützung
der Bildungsarbeit, insbesondere der Alphabetisierung in Nicaragua
und des Aufbaus eines eigenen Bildungszentrumsedes Jahr übernehmen
wir verbindlich die Finanzierung von 2 Lehrergehältern,
auch hier, wie in unserer eigenen Arbeit und in der Unterstützung
der Kailashbodi-School, galt und gilt unser Engagement der
Bildungsarbeit, die den Menschen Würde gibt, Beteiligung
ermöglicht und für uns der Weg zur politischen Mündigkeit,
zur eigenen und selbstbestimmten Entwicklung ist
Haus Unterm Regenbogen e.V.
Verein Eine Welt & Erinnerungsarbeit Herrlingen
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